“Nighthunter” Trailer 2.0
Es war einmal im Wilden Westen.
Hier draußen gibt es nicht nur Indianer und Cowboys.
Ghule, Zombies, Wendigos, Hexer und andere Diener des Bösen schwärmen über die Grenzlande aus und es mehren sich die Anzeichen für die bevorstehende Apokalypse.
Nur der adlige Vampir Louis Royaume und sein indianischer Gefährte der Gestaltwandler Geistwolf stellen sich gegen das drohende Unheil.
Die »Nighthunter«.
Selbst zwischen der Tag- und der Nachtwelt wandelnd, sind sie die letzte Hoffnung der Menschheit.
»Nighthunter« die Weird West Ebook-Serie.
"Supernatural" im (alternativen) Wilden Westen.
Horror trifft Western, mit einem Hauch Fantasy. Kurz: Weird West.
Garantiert ohne »Romance«!
Jeder Teil ist in sich abgeschlossen und endet ohne Cliffhanger.
Quereinsteigen ist also möglich. Da die Geschichten aber auf einander aufbauen, macht es mehr Spaß, sie in der erschienenen Reihenfolge zu lesen.
Update 31.03.21: Mit der Episode 10 "Showdown am Hellsgate" ist das Finale der Staffel 1 als Ebook und Taschenbuch erschienen. Die "Nighthunter" legen jetzt eine kurze Rast ein. Start der Staffel 2 ist für Anfang 2022 geplant. Um über das Erscheinen informiert zu werden, folgt mir entweder auf Facebook und/oder Amazon, schaut regelmäßig hier vorbei oder nutzt den Link zum Vorbestellen am Ende des Ebooks von Episode 10.
Leserstimmen

"Eine neue Herangehensweise an das Fantasy-Genre"

"Supernatural im (Alternativen) Wilden Westen."

"Typische Pulpfiction, jedoch kein Trash."

"Lesenswerter gelungener Genre-Mix mit Horror-, Thriller-, Western- und Mystery-Elementen."

"Serkalows Genre-Mix ist ein Pageturner mit tollen Charakteren, Spannung, Fantasie und Action, der sehr gut unterhält und dabei auch noch richtig Spaß macht – nicht zuletzt weil der Humor hier nicht zu kurz kommt."

"Der Spannungsbogen kennt meist nur eine Richtung: Nach oben! Mit Witz, Charme, aber auch blutigem Horror gelang es Serkalow, mich in seine Serie zu ziehen und der Handlung atemlos zu folgen."

"Ein packender Schreibstil und ein hohes Erzähltempo sorgen dann dafür, das man beim Lesen kaum zum Luftholen kommt und dem wilden Treiben gebannt folgt. Es bleibt aber auch noch Raum für fein dosierten Humor, der den eher düsteren Grundtenor immer wieder auflockert."
Die Serie als E-Book und Taschenbuch

Staffel 1
Band 1 - Die Nacht der Ghule
Band 2 - Die Zombies von Pine Hill
Band 3 - Custers letzter Ritt
Band 4 - Die Posaunen von Jericho
Band 5 - Das Geheimnis von Bright Hope
Band 6 - Geisterreiter der Prärie
Band 7 - Das Lied der Wölfe
Band 8 - Hexenjagd am Salish-Lake
Band 9 - Tod eines Pinkerton
Band 10 - Showdown in Hellsgate
Staffel 2 ab 2022
Band 11 - Sturmerwachen
Band 12 - Blutmond
weitere Episoden in Vorbereitung
Zusatzmaterial
Die Kurzfassung mal als Grafik:
Im Grunde ist "Weird West" nichts anderes als Fantasy.
Das Setting ist nur nicht an das europäische Mittelalter angelehnt, sondern an den amerikanischen Westen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Statt magischen Elfen sind es hier Indianer mit ihren Schamanen und Geistern. Statt der Ritterorden, Fürsten und Könige mit ihren Eisenwaffen, sind es hier die weißen Eroberer, Industriellen, Armeegeneräle, christlichen Fundamentalisten usw., die eben nicht an Magie glauben. Und dann gibt es natürlich noch die charismatischen Gestalten, die irgendwie zwischen beiden Seiten schwanken. Revolvermänner- und Frauen. Die Voodoo-Priester und Dämonen der ehemaligen farbigen Sklaven. Die sagenhaften Geschöpfe der Wildnis, wie den Wendigo, den Bigfoot, die Nunnupi, Totenbeschwörer, Zombies, Ghule, Monster, Hexen, Vampire, Skinwalker und und und ... also eben auch ein bisschen Horror. Und den sarkastischen Humor der Italo-Western.
Kurz: Weird-West.
Man könnte es auch Urban-Fantasy nennen, nur, da das meiste, das unter diesem Genre verkauft wird, eigentlich Paranormal-Romance ist, und die »Nighthunter« Geschichten garantiert keine Romance beinhalten, nenne ich es nicht so.
Bereit? Dann legen wir mal los:
Es war einmal im Wilden Westen …
»Nighthunter« ist kein Roman und auch keine Novelle. Es ist aber auch keine Reihe.
»Nighthunter« ist eine Serie, die Elemente einer Reihe in sich trägt.
Serien funktionieren nach anderen Regeln, als Einzelromane, Reihen oder Trilogien.
Reihen sind Geschichten, die eigentlich (Keine Regel ohne Ausnahme davon) immer abgeschlossen sind. Jede einzelne spielt aber im gleichen Universum. Meist auch mit den gleichen Protagonisten. Das macht ein Quereinsteigen leicht. »John Sinclair« ist so ein Beispiel. Da kann man auch mit dem aktuellen dreitausendsten Heftroman einsteigen. Bei »Nighthunter« wird das sicherlich schwierig. Mal abgesehen davon, dass ich wohl kaum dreitausend Teile und auch keinen vierzehntägigen Veröffentlichungsrhythmus schaffen werde.
Die »Harry Dresden« Bücher von Jim Butcher sind auch eher eine Reihe, als eine Serie. Quereinsteigen ist hier sicherlich auch möglich, chronologisch lesen aber geiler. Hier kann man aber durchaus auch ein Jahr zwischen den einzelnen Büchern verstreichen lassen, ohne dass man wieder von vorne anfangen muss. Weil sie in sich geschlossene Storys erzählen und die notwendigen Informationen aus den letzten Teilen auch immer wieder eingestreut werden.
Bei einer Serie würde das viel schwieriger werden, da Serien im Grunde sowas wie ein langer, in Einzelteile zerlegter Roman sind, der dann vielleicht noch in Staffeln gegliedert wird. Vor allem zeichnen sich Serien durch Cliffhanger aus. Am Ende jedes einzelnen Teils und zum Staffelfinale dann noch mal ein ganz fieser. (Also am Ende jedes Kapitels und am Ende jedes Buches nochmal. Siehe »Das Lied von Eis und Feuer«!)
Ich schaue mir ja immer auch gerne an, was die Kollegen_Innen so machen:
Nehmen wir z.B. »Die Chroniken der Seelenwächter« von Nicole Böhm. Die entsprechen vom Umfang der einzelnen Teile meiner Serie. Ansonsten folgen sie ganz klar dem Erzählmuster moderner TV-Serien, wie z.B. »Game of Thrones«.
Das Problem dabei ist, dass man für so einen digitalen »Heftroman« vielleicht 2 – 4 Stunden braucht, um ihn zu lesen. Und selbst wenn die dann monatlich erscheinen, wie bei den »Seelenwächtern«, habe ich aber ein Problem:
Was lese ich bis dahin?
Gerade, wenn man auch so ein Leser ist, der auf Abwechslung steht. Gerne auch verschiedene Genres liest.
Nach einem Monat kann es dann schon sein, dass ich die Hälfte von gerade mal knapp 30 000 Worten des letzten Teils dieser Serie vergessen habe und wieder von vorne anfange.
Oder ich warte, bis alle Teile der Serie vollständig sind, und lese sie dann ... na ja. Wenn ich ehrlich bin, lese ich sie dann so gut wie nie, da viel zu viele andere Geschichten dazwischen kommen und ich die Serie dann irgendwie doch aus den Augen verliere. (Übrigens der Grund, warum ich mit »Chronik der Seelenwächter« aufgehört habe, obwohl die doch ziemlich cool waren. Falls sich jemand, der meinen alten Blog kennt, wundert, warum ich die nicht weiter rezensiert habe.)
»Game of Thrones« habe ich auch erst am Stück geschaut, als alle Staffeln veröffentlicht waren. (Fange ich doch mal mit »Das Spiel der Götter« von Steven Erickson an, jetzt wo klar ist, dass alle Bände in Deutschland erscheinen werden?) Ihr seht meinen Zwiespalt? Und euch geht es vielleicht genauso?
Für Leute wie uns, gibt es eine Form des seriellen Erzählens, die mich als Leser/Zuschauer auch über einen langen Zeitraum bei der Stange hält. Am besten erzählt sie nämlich immer ein in sich geschlossenes Abenteuer und hat darüber hinaus noch einen roten Faden, dem man folgen kann/will aber nicht muss.
Bisher kenne ich das nur aus dem Fernsehen. (Kann aber an meinen Genre-Vorlieben liegen. Vielleicht gibt es ja dreitausend Ebook-Serien in der Art im Bereich »Paranormale Romantik«? Was übrigens KEINE Urban Fantasy ist, auch wenn es euch gerne als solche verkauft wird! Anderes Thema.)
»Akte X« ist ein Beispiel für dieses andere Erzählen, dass eine Mischung aus Serie und Reihe darstellt. Neben den abgeschlossenen Einzelepisoden gab es, meist am Anfang und am Ende der Staffeln, zusammenhängende Geschichten mit Cliffhangern, die der sog. »Mythologie« folgten.
Diese Kombination macht(e) es einfach, der Serie über viele Jahre zu folgen. Die Protagonisten waren mir vertraut, ihre Backstory wurde nach und nach (übrigens vorbildlich schlüssig) enthüllt, bot also genug Spannung über die einzelnen Folgen und dann gab es da noch den roten Faden, den man sich sogar ohne die Einzelfälle hätte anschauen können. (Habe ich vor ein paar Jahren mal mit der DVD Box auch so gemacht.)
Viele Einzelfolgen von »Akte X« konnte/kann man andererseits gut schauen, ohne alle anderen zu kennen.
An diesem Erzählmuster orientiert sich »Nighthunter«. Wobei ich vorläufig, definitiv versuchen werde, mein Versprechen einzuhalten, dass jeder Teil ohne Cliffhanger endet. Auch plane ich keine Staffeln und dementsprechend keine Staffelfinale mit extra fiesen Cliffhangern.
Ich will euch einfach Geschichten bieten, mit denen ihr eine gute Zeit verbringen könnt, zwischen denen ihr andere Storys lesen könnt aber mir dennoch (hoffe ich) die Treue haltet und immer wieder zurückkehrt. Da ja noch genügend Geheimnisse bleiben, die eben ein serielles Erzählen regelrecht verlangen.
Einen monatlichen Veröffentlichungsrhythmus kriege ich solange nicht hin, wie ich neben dem Schreiben noch andere Verpflichtungen habe. (Alle zwei Wochen schon gar nicht. An »John Sinclair« schreiben viele Autoren!)
Ich strebe im Moment einen zweimonatigen Erscheinungsrhythmus an.
Wie ich das später mache, wenn ich so ca. 6 Protagonisten und ca. 2 – 4 Antagonisten etabliert habe, weiß ich noch nicht. Vielleicht werden die einzelnen Teile dann umfangreicher. Bei Band 4 ist es ja jetzt schon so, weil ich eine dritte Hauptfigur eingeführt habe. Doch keine Angst. Am Preis werde ich nicht drehen. Erzählerisch wird mir schon was einfallen. Hey, noch nicht gemerkt? Ich bin Autor. Das ist mein Job, mir über sowas den Kopf zu zerbrechen und euch eine gute Lösung anzubieten!
Also:
Wenn Du ein Leser bist, der so wie ich Abwechslung mag, Dich nicht an eine ewig lange Geschichte binden willst, aber irgendwie doch Lust auf eine Serie hast, die Dir einfach nicht so viel Lebens- und Lesezeit raubt, weil Du immer wieder in sie einsteigen kannst ...
Dann ist »Nighthunter« Deine Serie! (Mal abgesehen davon, dass Du natürlich Bock auf einen derartigen Genremix haben musst, aber das setzte ich voraus, wenn Du, wie ich, eben die Abwechslung magst und nicht nur einem Sujet auf ewig treu bleiben willst.)
In diesem Sinne, lasst uns gemeinsam immer wieder in den Wilden Westen zurückkehren.
Euer
Anton Serkalow
Juli 2019
Union Pacific Railroad zwischen Denver City, Colorado und Omaha, Kansas
Das Kopfgeld für die Aaron McKenzie-Bande betrug mittlerweile 2.000 Dollar. Wobei mehr als die Hälfte davon auf das von einem dichten, grauen Schnurrbart und von einer gleichfarbigen, mächtigen Backenbehaarung dominierte Antlitz des Bosses selbst ausgeschrieben war.
Aaron McKenzie hockte, von seinem ledernen Reitmantel eingehüllt, auf dem Boden. Mit dem Messer zeichnete er gelangweilt Muster in den Staub zwischen seinen ausgetretenen Stiefeln. Dabei beobachtete er seine Männer mit einem stets bis auf einen schmalen Schlitz geschlossenen Auge unter der tiefhängenden Krempe eines Lederhutes hervor, der irgendwie immer so aussah, als sei er nass.
Little Bill zum Beispiel, der gerade den Bodensatz seines Kaffees ausspuckte und dann die Blechtasse auf die Erde warf, sodass sich der sommersprossige Junge bücken musste, um sie aufzuheben. Der Zweimetermann mit den hängenden Schultern grinste den Knaben dabei höhnisch an. »Na, Josh, guckste wieder nach der Taschenuhr von dem Maisfresser?«
Die Begeisterung des Jungen für das spiegelblank geputzte Schmuckstück an der Weste des fetten Mexikaners war nie zu übersehen.
»Ist auch 'nen feines Schmuckstück, was der Dicke da hat. Musst ihm nur heute Nacht den Schwanz sauber lutschen, vielleicht überlässt er sie dir ja dann. Ist 'n feines Schmuckstück für 'ne feine Misses.« Little Bill wieherte, wobei sich seine breiten Schultern unter den grauen Hosenträgern und dem gestreiften Hemd bewegten wie die Muskelberge eines Bisons. Dann trat er dem Jungen leicht in den Hintern, was diesen ins Straucheln brachte. Allerdings konnte der Knabe sich gerade noch abfangen, sammelte schleunigst das Geschirr ein und trollte sich an den Rand der Senke, in der die Bande lagerte, um das Zeug mit Sand sauber zu schrubben.
»Was glaubst du, José?«, mischte sich Teedie das Wiesel ein. Es war unübersehbar, woher er den Namen hatte: Sein schmales Gesicht mit dem dünnen Oberlippenbart und den paar Fusseln, die ihm am Kinn hingen, ließen ihn wie ein Nagetier aussehen, verstärkt wurde der Eindruck von der spitzen Nase und den großen Augen, die von der gleichen schwarzen Farbe wie seine Haare waren. Er trug braune Hosen mit einem hohen Bund und Hosenträger, die er sich selbst aus Seilen geflochten hatte. Über dem schmutzig-beigen Hemd trug er ein kariertes Jackett, das einst einem feinen Pinkel an der Ostküste gehört haben mochte.
»Was glaubst du«, nahm Teedie seine kürzlich begonnene Diskussion wieder auf, »was die Kirchenheinies in dem Zug transportieren?«
Wie auf ein geheimes Kommando hin drehten sich die Köpfe aller Bandenmitglieder, abgesehen von Aaron McKenzie, der immer noch mit der Messerspitze zeichnete, zu dem einsamen Schienenstrang. Obwohl sich die Sonne bereits anschickte, langsam am Horizont zu versinken und sich der Himmel über der Prärie mit roten Streifen überzog, flimmerte der eiserne Pfad immer noch von der späten Hitze des Tages.
José, der pockennarbige Mexikaner mit den fettigen, langen Haaren unter dem breiten Sombrero, hob nur müde das runde Gesicht und spuckte Teedie gelangweilt vor die Stiefel.
»Überhaupt, du bist doch so gläubig, Dickerchen.« Das Wiesel wies mit den zitternden Kinnhaaren auf Josés breite Brust, wo über dem Hemd und den gekreuzten Patronengurten zwischen dem beiseite geschlagenen Poncho nicht nur die Weste mit der von Josh bewunderten Taschenuhr, sondern auch eine viel zu große und dicke Kette mit einem riesigen Kruzifix prangte. »Wie kannst du da überhaupt mitmachen, wenn wir Kirchenmänner überfallen?«
»Mormonen sind Heiden«, knurrte der Mexikaner und entblößte dabei seinen zahnlosen Oberkiefer. »Wir sind Anhänger der katholischen Kirche Spaniens.« Bei dem letzten Satz bekreuzigte sich José und nahm das Kruzifix kurz zwischen die Wurstfinger, um ihm einen schmatzenden Kuss auf den Jesus zu geben, der von diesen andauernden Ehrbezeichnungen schon ganz abgelutscht aussah.
»Versteh ich nicht. Der Boss sagt, dass das sechs Typen sind, die mit der Kiste in den Zug gestiegen sind. Ein Bischof, drei Priester und ... also, alles wie bei den ...«, sinnierte Teedie lautstark weiter, wurde allerdings von Little Bill unterbrochen.
»Alles eine Suppe, sag ich dir. Gott bleibt Gott, egal, wie sie ihn nennen.«
»Dann musst du die Rothäute aber auch dazurechnen, die nennen ihren Gott auch nur anders.«
»Sind mir völlig egal, die Roten. Haben teilweise ganz leckere Squaws«, wieherte Little Bill jetzt wieder. »Hab gehört, einige von denen haben ihren Schlitz quer ...«
»Ach, du spinnst doch!«
»Im Ernst. Bei „Fat Annie« in Blue Mountain hatten die mal eine ...«
»Das war 'ne Italienerin, du Idiot, an die sie ein paar Federn gehangen hatten. Die hab ich auch mehr als einmal geritten, war eine feurige Stute ... Hey!« Das Wiesel fuhr den Jungen an, der bei dem Thema mit dem Geschirrputzen innegehalten hatte und aufmerksam zu den Männern schaute. »Scher dich zu den Pferden und pass auf, dass die gut angepflockt sind!«
Der Knabe beeilte sich, dem Befehl nachzukommen, und rannte zu den struppigen Doppelponys, die weiter ab von der Senke am trockenen Teufelsgras knabberten. So weit entfernt konnte man sie vom Zug aus nicht sehen.
»Komm, José, schau doch mal auf deine tolle Uhr und sag uns, wie spät es ist.«
»Leck mich«, knurrte der Mexikaner und spuckte Teedie wieder vor die Füße.
»Hey!« Jetzt sprang das Wiesel auf und zog seinen Revolver. »Du hast getroffen, du fettes Schwein.«
José ließ sich davon nicht einschüchtern, da er unter dem Poncho längst seine doppelläufige, abgesägte Schrotflinte auf das Gesicht des Wiesels gerichtet hielt. »Dann kannst du sie ja gleich mal ordentlich putzen. Und wenn noch was übrig ist, wienerst du meine gleich mit.«
»Ich zieh dir das schmierige Fell über die Ohren, du räudiger ...«
»Schluss jetzt!«, donnerte Aaron.
Die Streithähne erstarrten. Ihr Boss hatte den Kopf gehoben, das immer zugekniffene Auge zuckte nervös. Teedie und José steckten ihre Waffen weg. Selbst Little Bill schluckte sein Wiehern hinunter.
»Haltet einfach mal die Fresse. Alle zusammen.«
Keiner der Outlaws setzte dem harschen Tonfall des Bosses etwas entgegen.
Aaron McKenzie wandte den Kopf nach Süden, wobei eine Hand wie von selbst zum blankgescheuerten Holzgriff seines Revolvers wanderte. Sofort schauten auch die anderen in die Richtung. Ein leises Geräusch klang durch die Gluthitze des Abends, drang langsam, aber unaufhaltsam in die angespannten Sinne der Desperados vor.
McKenzie drehte sich wie ein Salamander herum und kroch behände die Anhöhe hinauf, bis er knapp über die Kante schauen konnte.
»'S kommt nicht von da, wo die Gäule ...«, krächzte Little Bill aufgeregt, dessen Schultern vor Anspannung wieder bebten.
Ein Zischen von Aarons Lippen, das wie eine Wüstenviper klang, hielt den Riesen davon ab, seine Gedanken weiter auszusprechen.
José packte die Doppelläufige und gelangte mit einem für seine Statur kaum zu erwartenden Geschick ebenfalls bis zur Kante, wo er neben dem Anführer verharrte. »Klingt wie 'ne Kutsche.«
Aaron blickte mit scharfen Augen unter der Hutkrempe hervor in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Keine Kutsche, aber ... »Leck mich doch, was ist das denn?«
Von der untergehenden Sonne in ein unheimliches Feuer getaucht, schälten sich nach und nach die Umrisse dessen aus der staubigen Prärie hervor, was dort auf sie zukam. Es handelte sich um einen zweirädrigen Karren, der von einem Muli gezogen wurde. Vorne weg lief ein Mustang, dessen Reiter, offensichtlich indianischer Herkunft, so in sich zusammengesunken war, dass er zu schlafen schien. Am Ende des Karrens war ein weiteres Pferd angebunden, das aufgrund der Risthöhe, der langen Mähne und des gebogenen Halses unzweifelhaft als Rappe spanischer Abstammung zu erkennen war.
Was die Männer aber erstaunte, war das, was der Karren geladen hatte.
»Ist das ...?«
»Leck mich doch bei allen Huren von Tijuana ...«
»Ein Sarg. Die Rothaut fährt einen Sarg durch die Gegend!«
Augenblicke vergingen und das Gespann näherte sich so weit, dass die Männer genauere Einzelheiten ausmachen konnten.
Bei dem vorneweg laufenden Gaul handelte es sich tatsächlich um einen fahlgrauen Mustang. Sein Reiter zeigte keine Anzeichen dafür, dass er irgendetwas von seiner Umgebung wahrnahm. Er hielt den Kopf gesenkt, die Haare fielen in Zöpfen links und rechts auf seine breiten Schultern, das Gesicht wurde von tiefen Furchen und einer mächtigen Nase beherrscht. Den breiten Oberkörper hüllte eine Jacke der ehemaligen Südstaaten-Armee ein. Die Beine, die wie angewachsen an dem ungesattelten Pferd klebten, steckten in Wildlederleggins, seine Füße waren in gebundene Stiefel nach Art der Apachen gehüllt. Waffen konnten die Männer trotz aller Bemühungen nicht ausmachen, sodass sich Aaron ohne weiteres Zögern aus der Senke erhob. Die Hand ruhte dabei entspannt auf dem Griff des Revolvers.
Der dicke Mexikaner tat es ihm gleich, doch richtete er die Doppelläufige in Hüfthöhe auf den Ankömmling.
»Hey ho, Häuptling, was hast du in der Kiste dort?«
Der Indianer reagierte nicht. Sein Mustang kam allerdings mit einem widerwillig klingenden Schnauben zum Stehen. Diese Bewegung setzte sich durch die kleine Karawane fort. Das Muli bremste ebenfalls ab und zuckte müde mit den großen Ohren, während der Rappe am Ende noch einige tänzelnde Bewegungen mit den Vorderhufen vollführte, bevor er stoppte. »Madre Dio, Mutter Gottes, was für ein Tier«, stöhnte José mit einem Gesichtsausdruck, als sähe er tatsächlich die Jungfrau Maria im leuchtenden Heiligenschein vor sich.
Und wirklich: Das Tier war nicht nur von edlem Bau und Kopfhaltung, allein das Zaum- und Sattelzeug, schwarzes Leder mit Silberbeschlag, war mehr wert als alles, was die Bande derzeit an Sachen bei sich trug.
»Hat der Gaul dem Señor da in der Kiste drin gehört, den du skalpiert hast?«
Der Indianer regte sich noch immer nicht.
»Das macht keinen Sinn«, sinnierte Aaron. »Warum sollte die Rothaut 'nen kalten Weißen mit sich rumschleppen? Der Gaul allein ist mehr Feuerwasser wert als die Prärieratte je saufen kann. Hey!« McKenzie erhob sich, »Warst du Scout unter General Lee?«
Der Boss wies mit dem Kinn auf die Uniformjacke. Sie war staubig und abgetragen, aber alle Knöpfe und Epauletten waren noch da. Was ebenfalls ungewöhnlich für eine Rothaut war.
»Ich war zwar auf der anderen Seite, aber der Krieg ist ja lange vorbei, und warum soll man die alten Sachen nicht noch tragen?«, gab sich Aaron leutselig. Er wusste, dass Little Bill und Teedie das Wiesel sich längst daran gemacht hatten, den Indianer und seinen seltsamen Lastzug zu umrunden und so in seinen Rücken zu gelangen.
»Ich werde aber auch kein Loblied auf die Konföderierten anstimmen«, verkündete McKenzie murrend. Langsam wurde es ihm zu bunt. Er überlegte, ob es Sinn ergab, den Indianer einfach vom Pferd zu knallen und nachzusehen, was er im Sarg mit sich führte.
»Vielleicht isser 'nen Hexer und hat den Toten da drin, um ...« Der Mexikaner bekreuzigte sich, ohne die Flinte loszulassen, wodurch der Lauf seltsame Muster in die Luft schrieb.
»Mir gefällt einfach nur die Farbe Grau«, ertönte es vom Mustang herab, ohne dass einer der Männer bemerkt hätte, dass der Indianer den Mund bewegt hatte.
Aaron konnte sich eines leichten Schauderns kaum erwehren. Wenn der Bohnenfresser nun recht hatte? Die roten Teufel beherrschten Magie, sonst hätten sie es nicht immer wieder geschafft, den überlegenen Waffen der Armee zu widerstehen.
Unfug, rief er sich selbst zur Ordnung. Es war nur ein kühler Lufthauch, der mit der beginnenden Dämmerung über die Steppe wehte.
»Okay, Häuptling. Sehr lustig«, erwiderte er laut. »Aber was bringt dich dazu, hier in der Einöde einen Sarg spazieren zu fahren?« Von dem Pferd mal ganz zu schweigen, fügte er im Stillen hinzu.
Der Indianer hob jetzt den Kopf ein wenig und die sich am Horizont zum Verschwinden anschickende Sonne überzog sein Gesicht mit einem roten Schein. Einen flüchtigen Moment hatte José den Eindruck, als sähe die Rothaut ihn direkt an und seine Augen schienen gelb wie die eines Wolfes.
Die Stille zog sich in die Länge.
José wich dem Blick der Rothaut aus und versuchte, sich auf eine Fliege zu konzentrieren, die von allem unbeeindruckt an der Krempe seines Sombreros saß. Der Dicke verlor sich regelrecht in Betrachtung des Insektes, sodass er selbst nicht bemerkte, wie er die Flinte nach oben hob ...
Eine Bewegung, die Aaron unterbrach, indem er seinen Revolverlauf auf Josés Unterarm legte. Der Mexikaner zuckte zusammen, die Fliege flog auf.
Da ertönte die Stimme des Indianers erneut. Leise und rau. Wie ein Hund, der gelangweilt knurrt, weil ihn etwas am Dösen hindert, das er aber nicht für wert hält, es anzubellen. »Eure Freunde können ja einfach nachschauen, sie müssten mittlerweile hinter mir angekommen sein.«
Dem Mexikaner entfuhr unwillkürlich ein Keuchen, das einem nervösen Lachen gleichkam und ihm einen bösen Blick seines Bosses einbrachte.
»Also gut, Jungs. Tut, was der Chief vorgeschlagen hat, aber ...« Er hob den Revolver und zielte auf das Gesicht des Indianers, das dieser wieder gesenkt hatte, sodass es im Schatten lag. »Eine dumme Bewegung und ich schieß dir den Unterkiefer weg.«
Der Indianer hob die linke Hand, was Aaron und José dazu brachte, die Hähne ihrer Schusswaffen lautstark zu spannen. Die Hand des Roten verharrte. Langsam drehte er sie so, dass die leere Handfläche nach oben zeigte. »Das Pferd«, sagte er.
José sah nach hinten zum Karren und bemerkte, dass der Rappe überhaupt nicht angebunden war.
»Er könnte austreten, wenn sich ein Nordstaatler von hinten nähert. Im Gegensatz zu Euch nimmt er die Sache mit dem Bürgerkrieg und den Uniformen immer noch sehr genau.«
Aaron nickte und wedelte ungeduldig mit dem Revolver. Die Hand des Indianers vollführte eine kaum wahrzunehmende Geste und tatsächlich setzte sich der schwarze Hengst mit tänzelnden Schritten in Bewegung und gab den Karren frei.
José, voller Bewunderung für das Tier, sinnierte laut: »Ich weiß gar nicht, ob Little Bill oder Teedie wirklich bei der Armee waren ...«
»Halt die Schnauze«, zischte Aaron, so leise, dass nur der Mexikaner es hörte. »Die Rothaut muss ja nicht wissen, wie viele da hinter ihm herumschleichen. Also, Jungs«, fügte McKenzie jetzt lauter hinzu, »auf. Macht euch an die Arbeit oder habt ihr Angst vor einer Leiche?«
Der nervöse Unterton verriet José, dass sein Boss auch nicht so unbesorgt war, wie er sich gab, aber er schwieg und unterstützte McKenzie, indem er die beiden Läufe seiner Flinte auf den Indianer richtete.
Little Bill und Teedie erhoben sich und gingen langsam auf den Karren zu. Das Wiesel hielt seine Pistole in der Hand, während der Riese seine bebenden Schultern unter Kontrolle zu bringen suchte, indem er die Hosenträger mit den Fäusten umklammert hielt. Beide behielten den Gaul und dessen stolz gebogenen Hals genau im Blick. Es schien tatsächlich, als würde das Tier den edlen Kopf etwas zur Seite drehen, um die Neuankömmlinge genau im Auge zu behalten.
»Issen Hexer, der Alte, ich sach’s dir«, murrte der Mexikaner und klappte die Läufe seiner Flinte herunter.
»Was machst du da?«, wies der Anführer ihn zurecht.
»Ich hab zwei Silberkugeln ...«
»Lass das. Bevor du neu geladen hast, hab ich die Rothaut schon kalt gemacht und gnade dir Gott, wenn du aus Versehen den Gaul abknallst.«
José wischte sich mit der freien Hand über die speckige Stirn, wobei er den Sombrero nach hinten schob. Dadurch bemerkte er, dass die Sonne beinahe vollständig hinter der Bergkette am Horizont versunken war. Nur noch eine schmale, feuerfarbene Linie hüllte die Prärie in unheimliches Licht.
Teedie blieb außerhalb der Reichweite der beschlagenen Hufe und wies Little Bill an, sich dem Karren zu nähern. »Bist eh kräftiger. Ich krieg die Kiste da gar nicht auf. Geb dir lieber Deckung.«
Der große Mann legte den Kopf schief. »Deckung? Hab ich Angst vor 'nem Gaul oder 'nem kalten Fisch?« Entschlossen ließ Little Bill die Hosenträger los, trat an den Karren heran, achtete aber durchaus darauf, dass er das Gefährt und seine seltsame Fracht zwischen sich und dem Rappen brachte. Er hätte am liebsten ebenfalls eine Waffe gezogen, aber er wusste, dass er beide Hände benötigen würde, um den Deckel vom Sarg zu heben.
Ein Frösteln überkam den Riesen, als er sich dem Ding näherte. Als hätte ihm jemand eiskalten Atem in den Nacken geblasen. Für einen flüchtigen Moment krampfte er die Arschbacken zusammen. Dann bemerkte er zu seiner Erleichterung, dass lediglich die Sonne hinter die Berge gesunken war und der so über der Prärie einfallende Schatten für eine sofort spürbare Abkühlung gesorgt hatte. Als würde man am helllichten Tag mit einem Mal einen Minenstollen betreten.
Entschlossen streckte Little Bill die Hände aus, packte den Deckel, ruckte ihn kurz hoch und schob ihn dann leise ächzend beiseite. Um das Pferd nicht zu erschrecken, ließ er ihn nicht vom Karren fallen, sondern lehnte ihn vorsichtig gegen den Sarg. Es genügte, um den oberen Teil freizulegen und einen Blick auf den Inhalt zu erhaschen.
Teedie machte einen langen Hals und tänzelte aufgeregt, um etwas zu erkennen. »Na los, was ist drin?«, konnte er sich nicht mehr beherrschen, als der Riese sekundenlang ins Innere der Kiste starrte, ohne etwas zu sagen.
Hinter seiner breiten Stirn schien es zu arbeiten. »Sieht wirklich nicht gut aus«, murmelte er so leise, dass ihn niemand verstand.
Im Sarg lag tatsächlich jemand. Ein Weißer. Er trug komplett schwarze Kleidung. Hosen, Stiefel, Hemd, Weste, Staubmantel, ja, sogar Handschuhe. Kein einziger Zentimeter seines Körpers wies eine andere Farbe auf. Der breitkrempige Hut lag mehr als er auf dem Kopf saß und verhüllte so den oberen Teil des Gesichtes.
Doch was davon zu erkennen war, hatte Little Bill zu seiner Äußerung veranlasst. Die Haut war schmutziggrau, wie altes Zigarettenpapier, und spannte sich rissig über die Wangenknochen. Die Nase war eingefallen, zurückgebildet, sodass nur zwei große, dunkle Löcher zu sehen waren. Sie glich eher der eines Tieres. Ebenso wie die Lippen, die spröde und kaum sichtbar eine Reihe scharfer Zähne entblößten, von denen sich besonders die oberen und unteren Eckzähne abhoben ...
»Verdammte Scheiße«, knurrte Little Bill, als sein Hirn die Information erfasste, die von seinen Augen übermittelt wurde. Er sprang zurück.
Sofort hob Teedie seine Waffe. Auch Aaron und José legten an ...
Allerdings war die Gestalt in dem Sarg schneller.
Der Mann in den schwarzen Sachen richtete sich wie ein Springteufel aus einer Kiste auf. Die Läufe zweier silberner Revolver zeigten auf Little Bill und Teedie, während der Indianer die Uniformjacke zurückschlug und den Blick auf überkreuzte Gurte mit einer großen Anzahl an Messern freigab. Zwei dieser Klingen hielt er bereits in den Händen.
Bevor die Banditen die Finger an den Abzügen krümmen konnten, verzog sich das Raubtiermaul des aus dem Sarg auferstandenen Mannes in Schwarz zu einem Grinsen: »Nun, Messieurs, wie ich sehe, ist mein Frühstück serviert.«

Beim Klick auf die Karte erhaltet ihr Zugang auf eine Karte auf Google-Drive. ACHTUNG! Die Datei ist sehr groß!
Zu jeder Fantasy-Geschichte gehört eine Karte. Richtig? Mark Lawrence (Autor von „Waffenschwestern“ und „Klingentänzer“.) hat eine klare Meinung dazu. Da seine Essays auf Tor-online.de alle extrem lesenswert sind, verlinke ich diese hier mal.
Ich selbst arbeite bei der Konzeptionierung von "Nighthunter" ja mit einer historischen Karte von 1875, die ich allerdings entsprechend meinen Vorstellungen etwas angepasst habe. (So gibt es bei mir z.B. nicht ganz so viele Eisenbahnstrecken, die durch den Wilden Westen führen, da dies nicht zu meinem Weltenentwurf passt.)
Um Euch die Orientierung etwas zu erleichtern, packe ich die Karte hier hinein. Darauf findet Ihr die wichtigsten Gegenden, Stammesgebiete, eine Auswahl der Eisenbahn- und Postkutschenlinien, einige wichtige Städte und Handlungsorte.
Diese werden immer mit Erscheinen eines neuen Bandes aktualisiert.
So dass Ihr immer wisst, wo Ihr gerade seid.